Wiener-2001

Kennzahlen in vernetzten Systemen – Rückblick auf das 7. SynergyLab der GWS e.V.

Am 3. Dezember 2025 fand das 7. SynergyLab – Forum für intelligente Organisation – mit rund 20 Teilnehmenden statt. Im Mittelpunkt stand dieses Mal eine zentrale Frage moderner Organisationsgestaltung: Wie lassen sich Kennzahlen für komplexe, dynamische Systeme entwickeln?

Der Referent Dr. Marc Opitz präsentierte einen systemorientierten Ansatz, der Controlling, System Dynamics, Stakeholder-Analyse und Wissensnetzwerke miteinander verbindet. Ziel ist es, von isolierten Leistungskennzahlen zu einem ganzheitlichen, rückkopplungsorientierten Verständnis von Steuerungsgrößen zu gelangen.

Warum systemische Kennzahlen?

Organisationen stehen zunehmend in vernetzten Umwelten: Lieferketten, Wissensnetzwerke, Datenplattformen, gesellschaftliche und ökologische Systeme. Klassische KPI-Modelle greifen dabei oft zu kurz. Sie übersehen Nebenwirkungen, zeitverzögerte Effekte oder strukturelle Zusammenhänge.

Das SynergyLab zeigte, dass zukunftsfähige Kennzahlensysteme

  • Rückkopplungslogiken berücksichtigen müssen,
  • Bewertung statt bloßer Messung immaterieller Faktoren erlauben,
  • Strategieprozesse langfristig unterstützen,
  • und als Reflexionsinstrumente dienen – nicht als reine Kontrollmechanismen.

Diskussion: Von Wissensnetzwerken bis KI-basierter Analyse

Die Teilnehmenden brachten vielfältige Erfahrungen ein – von Wissensmanagement-Netzwerken über Prozessoptimierung bis hin zu ERP- und KI-Systemen. Einigkeit bestand darin, dass zu viele Kennzahlen eher schaden als nutzen. Priorisierung und strukturelle Reduktion seien unerlässlich.

Auch Tools wie Netmapping und das von GWS-Mitglied Dr. Werner Boysen entwickelte BoardRoom-Modell wurden diskutiert. Sie können helfen, komplexe Wirkungsketten sichtbar zu machen und strategische Entscheidungen zu unterstützen.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf KI-basierten Auswertungen: Automatische KPI-Generierung kann nützlich sein, erfordert aber transparente Modelle, fundierte Validierung und den bewussten Umgang mit Bias.

Fazit

Das 7. SynergyLab machte deutlich, wie wichtig ein systemisches Verständnis von Kennzahlen für moderne Organisationen ist. Nicht die Anzahl der Messgrößen entscheidet, sondern ihre Einbettung in Lern- und Entscheidungsprozesse.

Mit diesem SynergyLab wurde erneut sichtbar, welchen Beitrag kybernetisches Denken für praktische Strategiearbeit leisten kann – als Brücke zwischen Analyse, Kommunikation und organisationalem Lernen.

Dies war das letzte SynergyLab im Jahr 2025. Neue Termine für 2026 stehen bereits fest – Informationen zum Programm folgen. Weitere Informationen zum SynergyLab finden Sie unter:
👉 https://synergylab.space

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Rückblick: Online-Event „100 Jahre Frederic Vester – Denken in vernetzten Wirkungsgefügen“

Am 28. November 2025 fand das GWS-Event zum 100. Geburtstag von Prof. Dr. Frederic Vester (1925–2003) statt. Rund 20 Teilnehmende – zur Hälfte Mitglieder der GWS und zur Hälfte externe Interessierte – nahmen an dieser Online-Veranstaltung teil, die dem Werk und der Aktualität dieses prägenden Systemdenkers gewidmet war.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der GWS, Dr. Sven-V. Rehm, der die GWS als Forum für systemisches und kybernetisches Denken vorstellte, eröffnete Prof. Dr. Thomas Göllinger (HTWG Konstanz) den Nachmittag mit einem Impulsvortrag zu Vesters Lebensweg und seinem Beitrag zur biologischen Kybernetik, zu Nachhaltigkeit und zu frühen Formen systemwissenschaftlicher Bildung. Er erinnerte an Vesters Rolle als Wissenschaftler, Filmemacher und Autor sowie an seine Pionierarbeit mit dem SBU-Institut in München .

Anschließend zeigte Prof. Dr. Falko Wilms (FHV Vorarlberg) die Bedeutung von Vesters Ansätzen für Entscheidungsprozesse in komplexen Situationen. Er erläuterte zentrale Elemente des Sensitivitätsmodells – von der Variablenliste bis zur Einflussmatrix – und diskutierte Optionen, dieses Modell stärker auf Maßnahmenentwicklung auszurichten und bei Bedarf auch ohne Simulation nutzbar zu machen.

In einer kurzen interaktiven Umfrage zeigte sich, dass zwar über 80% der Teilnehmenden vernetztes Denken als wichtigsten Bezugspunkt zu Vester sehen, während etwa ein Fünftel angaben, ihm bislang kaum begegnet zu sein. Anschließend stellte Thomas Göllinger den neuen Jubiläumsband „Systemisch-vernetztes Denken und Sustainability-Transformation“ (Springer, 2025) vor.

Die abschließende Diskussion thematisierte unter anderem die Rolle systemischen Denkens in der Bildung, die Herausforderungen interdisziplinärer Zusammenarbeit sowie Grenzen und Potenziale partizipativer Modellierungsprozesse. Beiträge von Prof. Dr. Schwaninger (Univ. St. Gallen) und weiteren Teilnehmenden hoben hervor, dass systemisches Denken eine Haltung sei, die weit über technische Werkzeuge hinausreiche und gerade in Transformationskontexten wichtige Orientierung biete .

Wir bedanken uns herzlich bei Prof. Dr. Thomas Göllinger und Prof. Dr. Falko Wilms für ihre Impulsvorträge und Beiträge sowie bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr Interesse, ihre Fragen und die anregende Diskussion. Die Vielfalt der Perspektiven hat eindrucksvoll gezeigt, wie lebendig und relevant Vesters Denken auch heute noch ist.

Wir laden Sie schon jetzt herzlich ein, auch beim Folge-Event im Frühjahr 2026 dabei zu sein, in dem wir die Anwendung und Weiterentwicklung des Sensitivitätsmodells in Forschung und Praxis weiter vertiefen werden.
Weitere Informationen folgen in Kürze auf dieser Website und über unsere LinkedIn-Kanäle.

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6. SynergyLab der GWS e.V. – Zwei Wege zur Systemanalyse: Frederic Vester und System Dynamics

Am 29. Oktober 2025 fand das sechste SynergyLab der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialkybernetik (GWS e.V.) statt. Im Zentrum stand ein Impulsvortrag von Prof. Dr. Andreas Größler (Universität Stuttgart) unter dem Titel „Zwei Wege zur Systemanalyse – Frederic Vester und System Dynamics“. Die Diskussion wurde moderiert von Dr. Sven-Volker Rehm.

Prof. Größler stellte in seinem Vortrag die beiden prägenden Ansätze systemischer Analyse gegenüber – das kybernetische Denken Frederic Vesters und die System Dynamics-Methode nach Jay W. Forrester. Beide beruhen auf der Idee zirkulärer Kausalität, unterscheiden sich jedoch in Formalisierungsgrad, Anwendungsfokus und Zugang zur Verständigung über komplexe Systeme.

Vester zielte auf qualitative und anschauliche Zugänge zur Systembetrachtung ab. Seine Sensitivitätsmodelle fördern das gemeinsame Nachdenken über Zusammenhänge und Rückkopplungen – insbesondere in interdisziplinären Gruppen. System Dynamics hingegen bietet einen quantitativen, experimentellen Zugang, um Hypothesen über Systemverhalten zu prüfen und Politikmaßnahmen zu simulieren.

In der Diskussion zeigte sich, dass beide Ansätze komplementär sind. Vesters Methoden ermöglichen Verständigung und Beteiligung, System Dynamics vertieft die analytische Durchdringung. Zusammen können sie dazu beitragen, komplexe Probleme – von ökologischer Nachhaltigkeit bis zu organisatorischen Transformationsprozessen – zugleich verständlich, überprüfbar und kommunizierbar zu machen.

Das SynergyLab verdeutlichte damit, dass Kybernetik heute nicht nur historische Relevanz besitzt, sondern eine Vermittlungsdisziplin zwischen Wissenschaft, Praxis und Bildung bleibt. Die Teilnehmenden waren sich einig: Vesters Vermächtnis, komplexe Systeme erfahrbar und diskussionsfähig zu machen, ist aktueller denn je.

Zentrale Erkenntnisse:

  • Vesters und Forresters Ansätze verfolgen unterschiedliche, aber vereinbare Ziele: Lernen über Systemverhalten.
  • Systemdenken lebt von der Integration qualitativer und quantitativer Methoden.
  • Partizipation ist kein Beiwerk, sondern Teil der Modellbildung.
  • Vesters Sensitivitätsmodell eignet sich als Einstieg für komplexe Problemfelder in Bildung und Praxis.
  • Die Kombination beider Ansätze eröffnet Perspektiven für nachhaltige Entscheidungsprozesse.

Das nächste SynergyLab findet im Dezember 2025 statt – mit neuem Impuls, neuer Perspektive, neuer Gelegenheit zum Weiterdenken. Weitere Informationen finden Sie auf dieser Website und auf LinkedIn.

Weitere Informationen und Kontakt:
🔗 synergylab.space
📧 office@gws-kybernetik.org

Wiener-2001

Welche Werkzeuge helfen wirklich, komplexe Systeme zu verstehen?

💬 „Ein Modell ist nur so stark wie das Verständnis, das es ermöglicht.
– Dr. Kristjan Ambroz beim 5. SynergyLab der GWS e.V.

Beim 5. SynergyLab am 24. September 2025 stellte Dr. Kristjan Ambroz seinen kybernetischen Werkzeugkasten vor – von Model of Systemic Control über Causal Loop-Diagramme bis hin zu groß angelegten System Dynamics-Modellen. Gemeinsam diskutierten wir Chancen, Grenzen und praktische Erfahrungen aus der Anwendung in Unternehmen.

Die diskutierten Aspekte umfassten u.a.:

🧠 Methodenvielfalt zwischen einfacher Übersicht und komplexen Großmodellen
💬 Partizipation als Schlüssel – Integration schafft kollektives Verständnis, bleibt aber ressourcenintensiv
🌐 Verständlichkeit entscheidet über Vertrauen und Akzeptanz im Management
📊 Kleine Modelle für Kommunikation, große Modelle für Prognosen – beides notwendig

📅 Das nächste SynergyLab findet im Oktober 2025 statt – mit neuem Impuls, neuer Perspektive, neuer Gelegenheit zum Weiterdenken.

Weitere Informationen und Kontakt:
🔗 synergylab.space
📧 office@gws-kybernetik.org

Sven-Volker Rehm

Zielkonflikte in der Modellierung – Wie genau ist genau genug? Das 2. SynergyLab der GWS e.V.

13 Teilnehmende aus Wissenschaft, Beratung und Praxis diskutierten im Rahmen des GWS-SynergyLab am 30. April 2025 über zentrale Spannungsfelder in der dynamischen Modellierung von Organisationen. Ausgangspunkt war ein Impulsvortrag von Prof. Dr. Andreas Größler (Universität Stuttgart) mit dem Titel:
„Lieber nicht so genau und dafür relevant? Zielkonflikte der dynamischen Modellierung in Organisationen“

Relevanz schlägt Genauigkeit?

Prof. Größler stellte die These zur Diskussion, dass Modelle nicht zwangsläufig „richtig“ sein müssen, um nützlich zu sein. Organisationale Modelle, etwa im Bereich strategischer Planung oder Policy Design, müssen oft komplexe Zusammenhänge verständlich machen – nicht bis ins letzte Detail abbilden. Dies führt zu einem grundlegenden Zielkonflikt:
Wie genau darf ein Modell sein, bevor es zu unverständlich wird – und wie ungenau darf es sein, um noch als relevant zu gelten?

Kernthemen der Diskussion

In der anschließenden offenen Gesprächsrunde wurden zahlreiche Aspekte aufgegriffen – aus methodischer, praktischer und erkenntnistheoretischer Sicht:

  • 🔄 Zielkonflikte: Modelle müssen für Entscheidungen relevant sein, aber auch nachvollziehbar bleiben. Zu viel Präzision kann abschrecken.
  • 🧠 Lernen statt Vorhersagen: Simulationen entfalten ihren größten Wert, wenn sie Verständnis fördern, nicht wenn sie exakte Prognosen liefern.
  • 👥 Beteiligung und Akzeptanz: Modellnutzung hängt stark davon ab, ob Stakeholder im Erstellungsprozess einbezogen wurden.
  • 🧩 Komplexitätsreduktion: Modelle sind immer Vereinfachungen. Die Kunst liegt darin, das Relevante zu erfassen und das Irritierende wegzulassen.
  • 🧾 Validität neu denken: Ein Modell kann auch dann nützlich sein, wenn es nicht vollständig datengestützt ist – solange es plausibel, transparent und anschlussfähig ist.

Warum dieses Gespräch wertvoll war

Die GWS versteht das SynergyLab als Denkraum: Hier treffen Menschen zusammen, die systemisches Denken nicht nur anwenden, sondern auch hinterfragen und weiterentwickeln wollen. Diese Veranstaltung zeigte eindrucksvoll:

  • wie stark Theorie und Praxis voneinander profitieren können,
  • wie produktiv das Ringen um Verständlichkeit und Wirkung ist,
  • und wie wichtig es ist, gemeinsam mit Unsicherheiten umzugehen, statt sie zu verstecken.

Interesse geweckt?

Das Thema bleibt aktuell – in der Wissenschaft, in der digitalen Transformation und in der Gestaltung von Organisationen und Politik.
📧 Kontakt: office@gws-kybernetik.org
🔗 Weitere Veranstaltungen unter: gws-kybernetik.org und synergylab.space

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