Wiener-2001

Mensch vs. Maschine? Warum die Kybernetik Intelligenz anders denkt

Am 26. März 2025 fand das erste SynergyLab der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialkybernetik (GWS) e.V. statt. Mit diesem offenen Format schafft die GWS einen Raum für Reflexion, Dialog und systemisches Denken – interdisziplinär, praxisnah und diskursiv. Den Auftakt machte Dr. Sven-V. Rehm (CAIR Institute / WHU) mit einem Impuls über den systemtheoretischen Umgang mit dem Begriff der „Intelligenz“.

Intelligenz jenseits der Messbarkeit

Der Vortrag mit dem Titel „Mensch vs. Maschine? Warum die Kybernetik Intelligenz anders denkt“ warf einen kritischen Blick auf populäre Vorstellungen von Intelligenz – und darauf, wie kybernetische und systemische Ansätze eine differenziertere Perspektive ermöglichen. Statt Intelligenz als messbare Eigenschaft zu betrachten, wurde sie als dynamische Architektur von Mechanismen verstanden, die in sozialen, technischen oder biologischen Systemen wirksam werden.

Zentrale Denkimpulse:

  • Intelligenz ist kein „messbarer“ Stoff wie Masse – sondern eine Metapher für emergentes Verhalten.
  • Kybernetische Perspektiven begreifen Intelligenz als das Zusammenspiel von Mechanismen, nicht als monolithische Fähigkeit.
  • Anregungen von Minsky („Society of Mind“), Simon („Symbolsysteme“) und Friston („Active Inference“) zeigen, wie unterschiedliche Begriffsarchitekturen zu verschiedenen Verständnissen führen.
  • Intelligenz ist in der Kybernetik nicht unbedingt intentional, sondern kann sich auch aus Selbstorganisation und Rückkopplung ergeben.
  • Die Frage „Wie ermöglichen wir intelligentes Verhalten?“ ist systemisch zu beantworten – durch Gestaltung von Kommunikation, Koordination, Konsens und Gestaltung.

Auftakt zu einem neuen Format

Das erste SynergyLab wurde von den Teilnehmenden als inspirierender Einstieg in die neue Veranstaltungsreihe erlebt. Die Diskussion zeigte: Die Begriffe „Intelligenz“, „System“ und „Gestaltung“ müssen heute neu gedacht werden, wenn wir gesellschaftliche und technologische Entwicklungen verstehen und gestalten wollen.

Mehr erfahren & mitdenken

Die SynergyLabs bieten Impulsvorträge und offene Diskussionen rund um systemisches Denken, kollektive Intelligenz, Governance und digitale Transformation.
📅 Das nächste Lab findet am 30. April 2025 statt – mit neuen Perspektiven und wieder offenem Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis.

Weitere Informationen und Kontakt:

🔗 synergylab.space
📧 office@gws-kybernetik.org

Sven-Volker Rehm

CI:P Journal: Beiträge zu Collective Intelligence

Die GWS gründet derzeit eine neuartige wissenschaftliche Zeitschrift: Collective Intelligence Perspectives ist als interdisziplinäres und multimediales Angebot sowie als globales Forum für transdisziplinäre wissenschaftliche Untersuchungen konzipiert, die sich mit systemischen Perspektiven auf kollektive Intelligenz bzw. Collective Intelligence befassen, also die kollektive Generierung und Nutzung von Informationen, Kommunikation und Kontrolle in sozialen Organisationen betrachten.

Wenn Sie selbst als Autor oder Autorin beitragen möchten, wenden Sie sich bitte an den Vorstand der GWS.

Sven-Volker Rehm

Metaverse und Internet-of-Things

Was kann das Metaverse für die Wirtschaft leisten? Wie können die Möglichkeiten des IoT in Zusammenarbeit mit IoT-Service-Providern nutzbar gemacht werden? GWS-Mitglied Sven-V. Rehm untersucht derzeit in einem Team internationaler Forscherkollegen/-innen, wie die Potenziale dieser neuartigen digitalen Technologien beschreibbar gemacht werden können. Interessierte können im Rahmen von Roundtable-Gesprächen partizipieren.

Die Erfahrungen der vergangenen Jahre im Kontext der Digitalen Transformation haben gezeigt, dass das Management technologischer Innovation immer wieder die Rolle von Infrastrukturen, Architekturen, Integrationen und Partnerbeziehungen im Hinblick auf mögliche neue, datengetriebene Services in Frage stellen muss. Wo stehen wir heute im Hinblick auf die systematische, zielorientierte Nutzbarmachung von IoT, IIoT und Geschäftsbeziehungen in Geschäfts-Ökosystemen?

Ein Kernziel des Projektes ist es, mithilfe von Roundtable-Gesprächen in einer Positionsbestimmung Erkenntnisse über die Herausforderungen bei der Entwicklung von IoT-Lösungen zu gewinnen. Welche Mechanismen behindern oder befördern neue Möglichkeiten? Was sind die „pain points“ in der Entwicklung und Gestaltung neuer Lösungen? Wie kommt man von prinzipiellen Möglichkeiten der Datensammlung und -bereitstellung zur Lösung, zum System, zum Business Case? Welche Rolle spielen dabei Firmenkultur, inklusive agiler Methoden, rechtliche Rahmenbedingungen oder Flexibilität für neue Partnerschaften?

Auf dieser Basis soll eine Landkarte erstellt werden, auf der Mechanismen und Lösungsmuster gegeneinander abgegrenzt werden, die sich im Rahmen der sogenannten API-Economy oder des (Industriellen) Internet der Dinge als zielführend erwiesen haben. Diese Landkarte soll sowohl für die Firmen auf Anbieterseite als auch für die Seite der Integration, etwa IoT-Integratoren, hilfreich sein. Mittelfristig soll so eine neue Kompetenz zur Gestaltung vernetzter Innovations-Partnerschaften gefördert werden.

Aus Sicht der Wirtschaftskybernetik ermöglicht das Projekt die Untersuchung, wie die Potenziale digitaler Infrastrukturen von den sie nutzenden Unternehmen und Personen erkannt und in Systemen umgesetzt werden können. Hierbei ist zu beachten, dass die System-Bildung ggf. automatisert geschieht und die potenziellen Eingriffsmöglichkeiten vieler Personen im Sinne der kollektiven Intelligenz ubiquitär verteilt sind.

Das Team umfasst Forscher/-innen der Universität Strasbourg, TU München, Univ. of North Florida (USA), College of Charleston (USA) und Maynooth University, Irland.

Wenn Sie Interesse haben, an Roundtable-Gesprächen teilzunehmen, senden Sie uns hierzu bitte eine kurze E-Mail an GWS-Mitglied Sven-V. Rehm

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