Am 29. Oktober 2025 fand das sechste SynergyLab der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialkybernetik (GWS e.V.) statt. Im Zentrum stand ein Impulsvortrag von Prof. Dr. Andreas Größler (Universität Stuttgart) unter dem Titel „Zwei Wege zur Systemanalyse – Frederic Vester und System Dynamics“. Die Diskussion wurde moderiert von Dr. Sven-Volker Rehm.
Prof. Größler stellte in seinem Vortrag die beiden prägenden Ansätze systemischer Analyse gegenüber – das kybernetische Denken Frederic Vesters und die System Dynamics-Methode nach Jay W. Forrester. Beide beruhen auf der Idee zirkulärer Kausalität, unterscheiden sich jedoch in Formalisierungsgrad, Anwendungsfokus und Zugang zur Verständigung über komplexe Systeme.
Vester zielte auf qualitative und anschauliche Zugänge zur Systembetrachtung ab. Seine Sensitivitätsmodelle fördern das gemeinsame Nachdenken über Zusammenhänge und Rückkopplungen – insbesondere in interdisziplinären Gruppen. System Dynamics hingegen bietet einen quantitativen, experimentellen Zugang, um Hypothesen über Systemverhalten zu prüfen und Politikmaßnahmen zu simulieren.
In der Diskussion zeigte sich, dass beide Ansätze komplementär sind. Vesters Methoden ermöglichen Verständigung und Beteiligung, System Dynamics vertieft die analytische Durchdringung. Zusammen können sie dazu beitragen, komplexe Probleme – von ökologischer Nachhaltigkeit bis zu organisatorischen Transformationsprozessen – zugleich verständlich, überprüfbar und kommunizierbar zu machen.
Das SynergyLab verdeutlichte damit, dass Kybernetik heute nicht nur historische Relevanz besitzt, sondern eine Vermittlungsdisziplin zwischen Wissenschaft, Praxis und Bildung bleibt. Die Teilnehmenden waren sich einig: Vesters Vermächtnis, komplexe Systeme erfahrbar und diskussionsfähig zu machen, ist aktueller denn je.
Zentrale Erkenntnisse:
- Vesters und Forresters Ansätze verfolgen unterschiedliche, aber vereinbare Ziele: Lernen über Systemverhalten.
- Systemdenken lebt von der Integration qualitativer und quantitativer Methoden.
- Partizipation ist kein Beiwerk, sondern Teil der Modellbildung.
- Vesters Sensitivitätsmodell eignet sich als Einstieg für komplexe Problemfelder in Bildung und Praxis.
- Die Kombination beider Ansätze eröffnet Perspektiven für nachhaltige Entscheidungsprozesse.
Das nächste SynergyLab findet im Dezember 2025 statt – mit neuem Impuls, neuer Perspektive, neuer Gelegenheit zum Weiterdenken. Weitere Informationen finden Sie auf dieser Website und auf LinkedIn.
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